Universität zu Köln |
‚Rechtspopulismus‘
ist
eine schwache Ideologie, die sich auszeichnet durch die
Abgrenzung nach oben
und unten – gegenüber den politischen und wirtschaftlichen
Eliten einerseits
und gegenüber Menschen mit Zuwanderungsgeschichte,
Geflüchteten, Hartz
IV-Empfänger*innen, sozial Marginalisierten andererseits.
Damit einher geht
eine positive Bezugnahme auf das ethnisch homogene Volk, das
gegen
vermeintliche Anfeindungen von außen und innen zu schützen
sei. Diese doppelte
Abgrenzung (‚Double Closure‘) und die Bezugnahme auf das
Volk im Sinne eines
‚Ethnos‘ werden begleitet von einem dezidierten
Antipluralismus, Antisemitismus
und Antifeminismus, bei dem sich Populisten auf das Volk als
„moralische Größe“
beziehen.
Weltweit
scheinen
derzeit vor allem jene Politiker*innen erfolgreich zu sein,
die sich einer
spezifischen Rhetorik und einer politischen Performance
bedienen, indem sie
direkt an das Volk (jenseits von Schicht oder Klasse)
appellieren und somit den
Versuch unternehmen, Massen zu mobilisieren – sei es Putin
in Russland, Trump
in den USA, Erdoğan in
der
Türkei, Javier
Gerardo Milei
in Argentinien, Victor Orbán in Ungarn, Heinz-Christian
Strache
in Österreich, Marine Le Pen in
Frankreich, Geerd Wilders
in den Niederlanden, Giorgia Meloni in Italien oder Alice
Weidel in Deutschland.
Während Rechtsaußen-Parteien wie
Front National und
FPÖ bereits Ende der 1980er Jahre in Frankreich und
Österreich erfolgreich
waren, etablierte sich mit der AfD auch in Deutschland eine
Partei am rechten
Rand des Parteienspektrums, die seit 2017 parlamentarisch
verankert ist.
Eingebettet in ein Netzwerk der "Neuen Rechten", führt die
populistische bzw. extreme Rechte nicht nur den Kampf um die
Parlamente,
sondern auch den Kampf um die Straße, den Kampf um die Köpfe
und den ‚Kampf um
den organisierten Willen‘, um eine
organisationsübergreifende Zusammenarbeit zu
realisieren. Dieses Vier-Säulen-Konzept, das der NPD ab 1997
als Strategie
diente, um die politische Macht zu erringen, scheint die
Blaupause für den
heutigen Erfolg der extremen Rechten zu sein.
Das Graduiertenkolleg beschäftigt
sich mit
Programmatik, Ideologie und Strategien der populistischen
und extremen Rechten
sowie mit dem weit verbreiteten Phänomen des
Autoritarismus.
Die
autoritären
Entwicklungen und extrem-rechten Diskurse bleiben nicht
unwidersprochen. In der
Zivilgesellschaft engagieren sich Aktivist*innen, schließen
sich zu Bündnissen
zusammen, es entstehen neue soziale Bewegungen. Sie richten
sich gegen den Abbau
von Bürger*innen- und Menschenrechten, gegen die
Entdemokratisierung und gegen
Nationalismus. Im Widerstand gegen autoritäre Aggressionen,
wie sie im
Antisemitismus, Rassismus, in der Feindlichkeit gegen Roma
und Sinti, im
Sexismus oder etwa in der Trans-/Homophobie zum Ausdruck
kommen, streben viele
Menschen nach politischer Handlungsfähigkeit.
Unter dem Vorzeichen einer gelebten
transnationalen
bzw. universalen Solidarität organisieren sich Initiativen
der Seenotrettung,
Solidaritätsnetzwerke, Marginalisierte und Geflüchtete oder
aber Bündnisse
gegen rechts - als Reaktion auf das Geheimtreffen im Potsdam
am 25. November
2023, wo ein Netzwerk der populistischen und extremen
Rechten einen sog.
Masterplan der rassistischen Vertreibung und Deportation
entwickelt hat.
Der häufig inhaltsleere Begriff der
‚Demokratie‘ wird
im Zuge dieser gelebten Solidarität mit neuen Inhalten
gefüllt. Diese
demokratischen Resonanzen gilt es genauer zu beobachten, zu
beschreiben und zu
analysieren. Nicht zuletzt geht es auch um die Bedeutung
einer kritischen
politischen Bildung und um gesellschaftspolitische
Gegenstrategien im Prozess
einer gesellschaftlichen Demokratisierung.
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